Eure Hochzeit – eure Tradition

„Ist ja ein Ding. Ihr Mann hat ihren Namen angenommen? Das ist aber ungewöhnlich, macht man das jetzt so?“ Noch heute, nach unserem siebten Ehejahr, werden wir bei Ämtern, Schulen oder Kindergärten oft erstaunt angesehen, wenn man mich nach meinem Geburtsnamen fragt und ich dann sage, dass er dem jetzigen Nachnamen entspricht. Das sind dann aber Fremde, die entlang ihrer eigenen Erfahrungen mutmaßen und das auch selbstverständlich nicht böse meinen.

Der eigenen Familie und eben ihrer Traditionen entgegen zu stehen, ist dagegen manchmal recht taff und mühsam und beschwört wohl so manche Diskussion herauf.
Eine Meinung haben sie alle ja ohnehin immer, oder? Aber ihr ja auch. Und wahrscheinlich fahrt ihr auch sehr gut damit, diese von Anfang an ganz deutlich – aber selbstverständlich freundlich – kundzutun.

So sehr das Festhalten an Bräuchen dem einen Sicherheit und Planbarkeit bietet, so sehr sorgen die gewohnten Traditionen für Ecken und Stolpersteine beim freien Planen und Ausleben der eigenen Vorstellungen und Wünsche.
Neben Weihnachten ist es nun mal auch die eigene Hochzeit, die nicht selten von einem „Weil wir das immer so gemacht haben“ beeinflusst wird. Und „man“ möchte ja auch ungern jemandem zu nahe treten. Aber halt!
In erster Linie geht es hier doch um zwei Menschen und etwas, das so viel mehr Bedeutung trägt als die Zufriedenheit der popeligen und auch eben nicht so popeligen Verwandtschaft.
Es geht um euch und darum, dass ihr euch aus unzählbar vielen möglichen Kombinationen genau die herausgesucht habt, die euch glücklich und vollkommen macht.
Allein DAS ist der Grund für dieses wunderbare Fest an diesem einzigartigen Tag.
Natürlich ist nicht alles schlecht aus der uralten Zeit, aber möglicherweise etwas zu staubig für die eigenen Träume & Erwartungen.

Lasst eure Hochzeit euer Glück und die Vollkommenheit, die eure Liebe ausmacht, ausdrücken und macht alles genau so, wie ihr es liebt und es für euch perfekt ist.
Feiert wo ihr wollt, mit wem ihr wollt und vor allem so lange ihr wollt.
Heiratet in Weiß oder Grün, pflanzt einen Baum, bestellt euch Pizza – oder lasst es bleiben. Ihr feiert euch und eure Liebe, und die Planung liegt in eurer Hand, so what?

Ein Hochzeitstag kann so vielgestaltig sein und darf unbedingt euren eigenen Kern widerspiegeln und ganz viel eurer Persönlichkeit enthalten.
Nehmt euch gemeinsam Raum für eigene Traditionen und zelebriert gemeinsam, diese zu erschaffen. Löst euch vom Müssen und dem Gefühl, es allen anderen Recht machen zu wollen.

Es ist euer Hochzeitstag.

Der Tag, an dem ihr gar nichts müsst, aber alles dürft. Und vielleicht ist der ein oder andere Hochzeitsbrauch ja doch auch ganz brauchbar, wenn er, entstaubt und neu interpretiert, in eurem ganz eigenen Antlitz Anklang bei euch selbst findet.

Aber was gibt die Palette an Bräuchen eigentlich so her? Und welche Bedeutung haben
sie? Warum wirft man den Brautstrauß oder legt sich einen Pfennig in den Schuh? Und wer hat sich eigentlich ausgedacht,
diese großartige, imposante Torte erst um Mitternacht anzuschneiden?

Zumindest haben die meisten Bräuche eines gemeinsam – entstanden sind sie zu dem Zweck, böse Geister von der Hochzeitsfeier fernzuhalten, um dem Brautpaar das größtmögliche Eheglück zu bescheren. Die Traditionen sollen im
Ursprung eure Feier also nicht verderben.

Ein langes Leben für die Braut. Laut einer alten Sage sagt die Anzahl der Knöpfe am Brautkleid aus, wie lange die Braut leben wird. Wie viele Jahre das genau sind, wird der Bräutigam allerdings erst am Hochzeitstag erfahren, denn es heißt, dass es Unglück bringt, wenn der Bräutigam das Brautkleid vor der Hochzeit sieht.

 

Bräuche vertreiben böse Geister von der Hochzeitsfeier

Der Gute kann nur hoffen, dass seine Liebste das Kleid nicht selbst geschneidert hat, denn auch das soll Unglück bringen. Musste die Braut damals ihr Kleid selber nähen, war dies ein Indiz dafür, dass der Bräutigam nicht sehr vermögend war.

Was hat drei Stöcke und stört beim Tanzen? Richtig: die Hochzeitstorte um Mitternacht. Nach altem Brauch wird damit ausgedrückt, dass das Brautpaar sein Glück mit den Gästen teilt, bevor es in die Hochzeitsnacht entflieht.
Vorher entscheidet aber natürlich die obligatorische, oben liegende Hand, wer das Sagen in der Ehe haben wird. Als Zeichen der gegenseitigen Fürsorge wird das erste Stück vom Brautpaar geteilt. Das oberste Stockwerk der Torte wird traditionell eingefroren und am ersten Hochzeitstag gegessen.

Hindernisse in der Ehe werden direkt am Hochzeitstag symbolisch durch das Zersägen eines Baumstammes ausgemerzt. So einfach geht das. Gemeinsam Hand in Hand und mithilfe einer Säge nimmt das Brautpaar es mit dem Holzscheit auf. Ist gerade kein Baumstamm zur Hand, wird dieses traditionelle Hochzeitsspiel auch gerne mit einem Laken durchgeführt, auf dem meist in einem Herzen die Namen oder Initialen des Brautpaares stehen. Das Paar schneidet das Herz aus, und zur
Krönung des Teamworks trägt der Bräutigam die Braut dann durch das Herz hindurch.
Auch die Bäume selbst sind umgeben von unzähligen Brauchtümern.

Birkenstämme beispielsweise werden vor der Haustür des Brautpaares platziert und geschmückt, um das Haus des Brautpaares vor Unglück zu schützen. Der Baum selbst stellt das gemeinsame Leben der Eheleute dar und soll das Paar daran erinnern, seine Liebe und seine Ehe genau so emsig zu pflegen wie den Hochzeitsbaum.

Durch das Pflanzen eines Hochzeitsbaumes werden sogar noch die Enkel
an die Anfänge der Ehe erinnert.

Heute werden oftmals Bäume in Bonsaigröße als nachhaltiges Geschenk an das Paar gewählt. Durch das Pflanzen eines Hochzeitsbaumes, werden sogar noch die Enkel an die Anfänge der Ehe erinnert.
Alte und auch neue Brauchtümer vertreiben also nicht nur alte Geister, sondern
bringen auch dann und wann eine romantische Symbolik hervor, die eine Feier möglicherweise noch etwas feierlicher machen können. Wichtig ist eben, dass es zu euch passt und das es sich gut und richtig für euch anfühlt.

Wie auch sollen Bräuche und andere Gepflogenheiten ihren Zweck erfüllen, wenn ihr nicht dahinter steht und sie nur jemand anderem zuliebe durchführt? Entlang der Geschichte kamen viele Bräuche in den Wandel und wurden neu interpretiert. Vielleicht ist eure Hochzeit genau der richtige Zeitpunkt dafür. Macht einfach, was ihr wollt.

Text und Fotos www.fokusweite.de